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31.10.2024
Seminarteilnehmerinnen sitzen an ihren Tischen und üben Lormen.

Im Rahmen des Projekts QTBL (Qualifizierung von Lehrkräften der Sonderpädagogik für Kinder und Jugendliche mit Taubblindheit und Hörsehbehinderung) fand kürzlich ein spannendes Seminar zur Kommunikation mit taubblinden Menschen statt. Frau Wegerhoff vom Fachbereich Taubblindheit des KSL-MSi-NRW war vor Ort und leitete das Seminar. Die Fortbildung richtete sich an Lehrkräfte, die mit taubblinden und hörsehbehinderten Kindern und Jugendlichen arbeiten (möchten). Ziel des Seminars war es, den Teilnehmenden verschiedene Kommunikationsformen näherzubringen und zu vermitteln, wie diese in Praxis angewandt werden können.

Nach einer thematischen Einführung war das Seminar in vier Blöcke unterteilt, die jeweils eine spezifische Kommunikationsform behandelten: Blockschrift, Taktiles Gebärden, Lormen und Haptische Zeichen (Body Signs).

Die Lehrkräfte erhielten zunächst eine Einführung in die theoretischen Grundlagen jeder Methode und konnten im Anschluss praktische Übungen durchführen. Diese Mischung aus Theorie und Praxis ermöglichte es den Teilnehmenden, die Techniken unmittelbar anzuwenden und ein besseres Verständnis für die speziellen Kommunikationsbedürfnisse taubblinder und hörsehbehinderter Menschen zu entwickeln.

Eine überraschende Erkenntnis für die meisten Teilnehmenden war, dass jede der vorgestellten Kommunikationsformen deutlich mehr Zeit in Anspruch nimmt als herkömmliche Kommunikationsmethoden wie Lautsprache oder Gebärdensprache. Der zusätzliche Zeitaufwand liegt nur an der physischen Übermittlung der Informationen, sondern auch daran, dass bei taktilen Kommunikationsformen erhöhte Konzentration und ein fundiertes Hintergrundwissen erforderlich sind.

Ein besonders eindrückliches Beispiel war das taktile Gebärden, das zwar auf Gebärdensprache basiert, jedoch oftmals angepasst werden muss. Da beispielsweise Mimik und Mundgesten bei vielen taubblinden Menschen aufgrund ihrer Sehbehinderung nicht wahrgenommen werden können, sind häufig zusätzliche Kontextinformationen oder Umschreibungen hilfreich. Dies zeigt sich besonders bei Gebärden, die mehrere Bedeutungen haben – wie der Satz „Der Politiker plant seine Vorbereitung.“ verdeutlicht.

Die Fortbildung verdeutlichte somit nicht nur die Vielfalt der Kommunikationsformen für taubblinde und hörsehbehinderte Menschen, sondern auch die Herausforderungen im Vergleich zu visuellen und auditiven Kommunikationsformen. Die Lehrkräfte konnten durch diese Erkenntnisse ein besseres Gespür dafür entwickeln, wie wichtig Geduld und ein solides Hintergrundwissen für die Arbeit mit taubblinden Menschen sind.  

Informationen zum Projekt QTBL: https://www.hf.uni-koeln.de/42347