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23.09.2024
Eine Person mit einem Langstock

Mobilität und eine gute Orientierung sind für Menschen mit Blindheit keine Selbstverständlichkeit. Diese Fähigkeiten müssen nach einer Erblindung neu erlernt werden.

„Darauf haben alle Menschen Anspruch, deren Sehen so schlecht geworden ist, dass sie nicht mehr ohne Risiko allein aus dem Haus gehen können“, sagt Julian Rohlfing, Fachreferent Sehbehinderung beim KSL-MSi-NRW. Dies gelte sowohl für die Mobilität im Freizeitbereich als auch im Berufsleben. „Typische Probleme treten auf an Treppen und Kanten, an Straßen, bei Dämmerung und Dunkelheit. Auch die Orientierung in unbekannter Umgebung fällt oft schwer“, weiß Rohlfing. Bei einer starken Seheinschränkung bleiben die Augen weiterhin das wichtigste Sinnesorgan. Ein Langstock ist dabei ein wichtiges Instrument zur Orientierung. Rohlfing: „Es geht vielmehr darum, den Stock als Unterstützung des Sehens zu nutzen.“

Niemand muss warten, bis er oder sie „vollständig blind“ ist. Besser ist es dagegen, bereits rechtzeitig ein sogenanntes Orientierungs- und Mobilitätstraining (O&M) zu absolvieren, um mit Hilfe des Langstocks ein Optimum an Mobilität erreichen.

Das Orientierungs- und Mobilitätstraining im Überblick

Was wird erlernt?

Ein Orientierungs- und Mobilitätstraining vermittelt und erprobt, wie der Mensch mit einer Sehbehinderung alle Wege des Alltags bestmöglich meistern kann. Das kann zum Beispiel der Weg zum Supermarkt sein, zum Arzt, zum Sport, zu Verwandten, zur Arbeit oder zur Anbindung des ÖPNV sein.

Dabei wird auch der Einsatz individueller Hilfsmittel geübt, neben dem Langstock können dies gegebenenfalls ein Monokular, eine Lupe oder auch das Smartphone sein. In der Schulung erlernen Sie die richtige Bedienung dieser Hilfsmittel. Außerdem erlernt der Mensch die „Verkehrsregeln“ für Menschen mit einer Sehbehinderung, sprich, es wird überprüft, welche Regeln und Strategien für den Straßenverkehr bekannt sind und ob diese noch richtig für die Betroffenen sind. Einmal erlernt, können diese neuen Fähigkeiten hinterher überall eingesetzt werden, sie sind also übertragbar.

Wer trägt die  Kosten für die Schulung?

Die Schulung und der Langstock werden in der Regel durch die Krankenversicherung finanziert. Auch viele private Krankenkassen sowie die Beihilfe übernehmen die ganzen oder teilweise die Kosten für eine Schulung.

Wenn Sie die Schulung vor allem benötigen, damit Sie beruflich den Anschluss halten oder Ihre Ausbildung nicht gefährdet ist, kommen gegebenenfalls andere Kostenträger in Frage. Das können sein: Integrationsamt, Agentur für Arbeit, Rentenversicherung. Auch hier werden in der Regel die gesamten Kosten übernommen.

Was gehört alles dazu?

  • Techniken zum Gehen mit einer Begleitperson
  • Langstocktraining
  • Umgang mit Sehhilfen wie etwa Lupen und Brillen bei einem vorhandenen Sehrest
  • Orientierungs- und Mobilitätsschulungen in verschiedenen Umweltsituationen
    • Mobil bei Dunkelheit
    • Treppen sicher laufen
    • Straßen gefahrlos überqueren
    • Umgang mit Hindernissen
    • Bus und Bahn fahren
  • Verwerten von tastbaren Plänen und Karten
  • Nutzung von Plänen und Karten mit Sehrest
  • Einsatz elektronischer Orientierungshilfen bei Bedarf
  • Umgang mit einem Blindenführhund bei Bedarf

Wo findet das Training statt?

  • Die Mobilitätsschulung findet an Ihrem Wohnort bzw. an Ihrem Arbeitsplatz statt.

Wer verordnet so ein Training?

  • Zur Teilnahme an einem Mobiltätstraining braucht man eine Verordnung eines Augenarztes/einer Augenärztin.

Wie lange dauert ein Training?

  • Bis zu 60 Stunden (variiert je nach individuellem Bedarf)

Wer führt das Training durch?

 

Ihr Kontakt zum KSL-MSi-NRW
Julian Rohlfing, E-Mail Julian.Rohlfing@ksl-msi-nrw.de