Was bringt die Krankenhausreform für die zukünftige Versorgung mit dem Cochlea-Implantat (CI)? Worauf müssen sich CI-versorgende Einrichtungen und vor allem die CI-Träger*innen einstellen? Antworten auf diese Fragen gab es bei einem weiteren „DHV Online-Dialog“ des Deutschen Hörverbands e. V. (DHV).
Marion Hölterhoff, Vorsitzende des Cochlea Implantat Verbandes Nordrhein-Westfalen (CIV NRW) informierte die Teilnehmende über die Entwicklung den zurückliegenden zwei Jahren. In diesem Zeitraum diente Nordrhein-Westfalen als Testregion für die anstehende bundesweite Reform. Der CIV NRW habe gemeinsam mit der Deutschen Cochlea Implantat Gesellschaft (DCIG) diesen Reformprozess aufmerksam begleitet sowie maßgeblich und im Sinne der Cochlea Implantat-Träger mitgeprägt, berichtete Marion Hölterhoff. DCIG und CIV NRW hätten mehrere Stellungnahmen veröffentlicht und seien in zahllosen Gesprächen in den unterschiedlichsten Gremien präsent gewesen. Diese engagierte Einflussnahme hätte unter anderem verhindert, dass alle Ohroperationen in einer Leistungsgruppe mit Cochlea-Implantaten stehen. Dies sei eine entscheidende Weichenstellung, damit die besonderen Anforderungen in CI-Versorgung und lebenslanger CI-Nachsorge berücksichtigt würden, so Hölterhoff.
Denn im Gegensatz zu den meisten anderen Operationen ist beim CI eine lebenslange Nachsorge notwendig, deren Kosten nach jetzigem Stand mit der Fallpauschale zur Implantations-Operation abgegolten sind. Wenn die operierende Klinik die Leistungsgruppe CI nicht mehr betreiben kann, ist die Fortsetzung der Nachsorge an einer anderen Klinik nicht finanziert. Auch mit Blick auf die CI-Fallzahlen und den Erhalt von CI-Kliniken wurde auf die Stimme der Selbsthilfe gehört; statt der ursprünglich geplanten Schließung von fünf Kliniken in Nordrhein-Westfalen dürfen jetzt nur zwei Kliniken im Landesteil Nordrhein keine CI-Versorgungen mehr vornehmen.
„Der CIV NRW und zuallererst Marion Hölterhoff haben sehr deutlich vorgemacht, was die engagierte regionale CI-Selbsthilfe in ihrem Bundesland erreichen kann“, so Dr. Roland Zeh, Präsident der Deutschen Cochlea Implantat Gesellschaft e. V. (DCIG) und Mitglied im Vorstand des DHV. „Durch die aktive Mitgestaltung an der Krankenhausreform ist es möglich, einschneidende Veränderungen im Gesundheitssystem zu beeinflussen und mitzuprägen – im Sinne der CI-Träger und im Sinne aller. Ohne das wären die besonderen Anforderungen an eine gute, lebenslange CI-Versorgung in NRW möglicherweise kaum berücksichtigt worden. Das zeigt jedoch auch umso mehr, wie wichtig ein solches Engagement in allen anderen Bundesländern ist. Wir appellieren an alle regionalen Strukturen der CI-Selbsthilfe, dem Beispiel von NRW zu folgen. Der DHV wird den Austausch weiter vorantreiben und demnächst einen Katalog mit Empfehlungen vorstellen.“
Quelle: presseportal

Zur Information:
Der Deutsche Hörverband e. V. (DHV) wurde im Dezember 2022 von der Deutschen Cochlea Implantat Gesellschaft e. V. (DCIG), dem Deutschen Schwerhörigenbund e. V. (DSB) sowie zahlreichen Regional- und Landesverbänden beider Organisationen gegründet, aktuell zählen 16 Verbände zu den ordentlichen Mitgliedern. Erklärtes Ziel ist es, einen schrittweisen Übergang zu einer Fusion von DCIG und DSB herbeizuführen sowie offen für einen Beitritt weiterer Organisationen Hörbeeinträchtigter und Einzelpersonen zu sein. Der DHV vertritt alle überwiegend lautsprachlich kommunizierenden hörbeeinträchtigten Menschen und macht sich für deren Belange gegenüber Politik, Gesellschaft und Öffentlichkeit stark. Grundsätzliche Forderungen des DHV sind Selbstbestimmung, Selbstvertretung, Inklusion und gleichberechtigte Teilhabe in allen Lebensbereichen. Weitere Informationen unter www.hoerverband.de