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Melanie Wegerhoff hinter dem Publikum. Sie steht vor dem schwarzen Falthintergrund.
Durchsichtige Box mit verschiedenen Holzfiguren. Eine Hand tastet darin.

Am Mittwoch, den 04. Juni 2025, fand der letzte Deafblind Impuls- Vortrag vor der Sommerpause statt. Organisiert wurde die Veranstaltung von handfest - Peer Akademie für Taubblinde von der Deutschen Gesellschaft für Taubblindheit. Melanie Wegerhoff vom Fachbereich Taubblindheit des Kompetenzzentrums Selbstbestimmtes Leben für Menschen mit Sinnesbehinderung NRW (KSL-MSi-NRW) stellte das Thema passend zu ihrer Arbeit rund um die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK), Inklusion und Selbstbestimmtes Leben vor. 

Dies war ein Vortrag, der zum Mitmachen und Erleben einlud. Besonders anschaulich wurde der Begriff „Inklusion“ durch ein praktisches Beispiel vermittelt: Eine durchsichtige Box mit verschiedenen Gegenständen - Holzperlen, Holzfischen und einer bunten Mischung aus Holzfiguren - machte den Unterschied zwischen Ausgrenzung, Integration und echter Inklusion fühlbar. 

Auch die UN-Broschüre war vor Ort in tastbarer Form verfügbar. Heute werden zusätzlich ergänzende Links zur Verfügung gestellt – in barrierefreier Version, in Leichter Sprache und mit DGS-Videos. 

Broschüre UN-BRK barrierefrei (PDF): https://www.institut-fuer-menschenrechte.de/fileadmin/Redaktion/PDF/DB_Menschenrechtsschutz/CRPD/CRPD_Konvention_und_Fakultativprotokoll.pdf

DGS-Videos zur UN-BRK: https://www.bmas.de/DE/Gebaerdensprache/UN-Konvention/Die-UN-Konvention-in-Einzelvideos/die-un-konvention-in-einzelvideos.html

UN-BRK in Leichter Sprache (nicht barrierefrei): https://www.institut-fuer-menschenrechte.de/fileadmin/Redaktion/PDF/DB_Menschenrechtsschutz/CRPD/CRPD_Konvention_Leichte_Sprache.pdf

Wie sieht es für taubblinde und hörsehbehinderte Menschen aktuell aus? 

Obwohl seit 2009 Fortschritte erzielt wurden, bleibt die vollständige Umsetzung der UN-BRK in vielen Bereichen eine Herausforderung - besonders für Menschen mit Taubblindheit. Viele taubblinde und hörsehbehinderte Menschen erleben im Alltag Ausgrenzung und Unsichtbarkeit. Häufig fehlen passende Assistenzangebote, barrierefreie Informationen oder Verständnis für spezifische Kommunikationsformen. 

Der jüngste Abschlussbericht der Repräsentativbefragung zur Teilhabe von Menschen mit Behinderungen – Teilhabesurvey, 2. Welle (Infas/BMAS, März 2025) zeigt, dass 32% der Menschen mit Behinderungen Diskriminierungserfahrungen machen – doppelt so viele wie in der nichtbehinderten Vergleichsgruppe. Auch beim Zugang zur Arbeit, Bildung, Freizeit oder Mobilität zeigen sich strukturelle Nachteile. 

Link zum Abschlussbericht: Repräsentativbefragung zur Teilhabe von Menschen mit Behinderung 

Der Weltbericht zur Taubblindheit der World Federation of the Deafblind (WFDB) kommt 2018 zu einem ähnlichen Ergebnis: Menschen mit Taubblindheit gehören weltweit zu den am stärksten marginalisierten Gruppen. In vielen Ländern – auch heute noch – fehlt es an rechtlicher Anerkennung, spezialisierter Versorgung und Kommunikationsunterstützung. Auch wenn Taubblindheit in Deutschland seit 2016 offiziell als eigenständige Behinderung anerkannt ist, zeigen sich weiterhin Versorgungslücken, wie zum Beispiel bei der Assistenz, Barrierefreiheit und politischer Teilhabe.  

Link zum Weltbericht: Initial global report on situation and rights of persons with deafblindness 

Diese Berichte zeigen: Inklusion und Selbstbestimmung sind für viele taubblinde Menschen nicht selbstverständlich, sondern müssen täglich erkämpft werden. Deshalb ist es wichtig, dass wir unsere Rechte kennen, einfordern und uns politisch beteiligen – sei es durch Engagement in Selbsthilfegruppen, durch öffentliche Aufklärung oder durch konkrete Forderungen an Politik und Gesellschaft. Echte Teilhabe entsteht nicht von selbst. Sie braucht Menschen, die sichtbar sind, sich vernetzen und sagen: „Wir sind da und wollen mitgestalten!“