
Am 26. Mai 2025 organisierte das Kompetenzzentrum Selbstbestimmt Leben für Menschen mit Sinnesbehinderungen Nordrhein-Westfalen (KSL-MSi-NRW) ein Online-Netzwerktreffen zum Thema Elternassistenz für Menschen mit Hörbehinderung.
Am Austausch beteiligten sich:
- Frau Rischer von der Arbeitsgruppe Elternassistenz für Menschen mit Behinderung (KSL Arnsberg),
- Frau Ziemann, Juristin beim KSL-MSi-NRW,
- Frau Herbing, Signcom
- Frau Cebulla vom KSL-MSi-NRW.
Im Fokus des Gesprächs stand die Abgrenzung zwischen qualifizierter Elternassistenz und einfacher Assistenz und die Bedarfe der spezifischen Zielgruppen – insbesondere tauber Eltern – zu identifizieren.
Was ist Elternassistenz?
Elternassistenz unterstützt Eltern mit Behinderung dabei, ihre elterliche Verantwortung wahrzunehmen. Sie ist eine Leistung zur sozialen Teilhabe nach dem SGB IX und dient dem Ziel, dass Kinder sicher und altersgerecht aufwachsen können – unabhängig von der Behinderung ihrer Eltern.
Unterschied zwischen einfacher und qualifizierter Elternassistenz
- Einfache Elternassistenz umfasst unterstützende Tätigkeiten im Alltag, wie:
- selbstständigen Bewältigung einer Aufgabe,
- Begleitung in der Freizeit oder bei Aktivitäten mit dem Kind,
- Unterstützung im Alltag und Haushalt.
- Qualifizierte Elternassistenz
Diese wird erforderlich, wenn eine umfassendere pädagogische, kommunikative oder sprachlich-kulturelle Unterstützung notwendig ist. Dies gilt insbesondere bei Eltern mit Hörbehinderungen. Aufgaben können sein:- Vermittlung Informationen in Deutscher Gebärdensprache,
- Unterstützung bei der schriftlichen Kommunikation mit Ärzten, Behörden, Schulen oder Kitas und bei den Freizeitangeboten,
- Pädagogische Begleitung in sozialem Umfeld des Kindes,
- Sensibilisierung des Umfelds für die Bedürfnisse tauber oder hörbehinderter Eltern.
Qualifizierte Elternassistenz wird in der Regel von pädagogischen Fachkräften mit Zusatzqualifikationen (z. B. Gebärdensprachkompetenz, Erfahrung in der Arbeit mit hörbehinderten Menschen) durchgeführt.
Spezifische Bedarfe tauber Eltern
Die Gruppe diskutierte intensiv über die Herausforderungen tauber Eltern, die im Alltag auf Gebärdensprache angewiesen sind. Dabei wurde deutlich:
- Taube Eltern benötigen Peer-Groups mit Gebärdensprachkompetenz, Gebärdensprachdolmetscher bei Gesprächen mit Ärzt*innen, Erzieher*innen und Lehrer*innen. Auch die Organisation der Termine kann eine Herausforderung darstellen.
- Es besteht ein großer Bedarf an qualifizierten Assistenzkräften mit DGS-Kompetenz (Deutsche Gebärdensprache).
- Schriftsprachliche Kommunikation stellt häufig eine Hürde dar – besonders der Zugang zu DGS-Videos und weiteren Informationen sind nicht immer barrierefrei.
- Die Assistenz sollte kulturelle Hintergrundkenntnisse haben und die Bedarfe der Tauben Community kennen.
Weitere Themen des Treffens
- Aufbau von Unterstützungsstrukturen und Assistenzangeboten in Nordrhein-Westfalen für taube, schwerhörige und hörbehinderte Menschen.
- Finanzierung von Elternassistenz im Rahmen der Eingliederungshilfe.
- Vernetzung und Informationsaustausch
Ausblick
Die Teilnehmenden betonten die Bedeutung des weiteren Austauschs. Ein Folgetreffen zur Vertiefung der Themen soll in Kürze terminiert werden.