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Woche des Sehens - Rückblick und Ausblick

03.11.2017
Großer Andrang in den Räumlichkeiten des KSL-MSi-NRW. Gehörlose und Blinde lassen sich vor Ort informieren.

Barrierefreies Bauen für blinde und sehbehinderte Menschen. 
Aktionswoche für Architekten und Städteplaner.

Wie fühlt es sich an, sich blind oder sehbehindert zu orientieren? 
Vom 9.-13. Oktober hat das KSL-MSi-NRW Architekten und Städteplanern diese Erfahrung im Rahmen der bundesweiten Aktionswoche „Woche des Sehens“ ermöglicht (http://www.woche-des-sehens.de/).

 Zugleich standen täglich verschiedene Experten aus dem Bereich barrierefreies Planen und Bauen für blinde und sehbehinderte Menschen für Fachgespräche zur Verfügung. Die Aussteller brachten viele Praxisbeispiele mit. Hierzu zählen beispielsweise Stufenmarkierungen und Leitsysteme. Die TeilnehmerInnen kamen mit vielen Fragen und sogar mit Bauplänen. 

Zu diesem besonderen Anlass besuchten am 12.10.2017 Herr LMR Roland Borosch und Herr MR Ulrich Kolb das KSL-MSi-NRW. Neben Architekten und Städteplanern meldeten sich zu unserer Freude auch andere interessierte Fachrichtungen, wie beispielsweise hauptamtliche kommunale BehindertenkoordinatorInnen und –beauftragte aus NRW an.

Die Forderung zur Umsetzung von Barrierefreiheit für Menschen mit Sinnesbehinderung in allen Lebensbereichen ist ein zentrales Anliegen des KSL-MSi-NRW. Nur dadurch wird eine aktive Teilhabe aller Menschen in der Gesellschaft ermöglicht. Das Thema barrierefreies Planen und Bauen für blinde und sehbehinderte Menschen wurde daher von dem KSL-MSI-NRW bewusst gewählt. 
Bei „Barrierefreiheit“ wird schnell an bauliche Barrieren gedacht. Hierzu zählt beispielsweise ein stufenloser Eingang oder das Vorhandensein einer Toilette für Rollstuhlfahrer. Dies schließt jedoch nicht die Bedarfe von blinden und sehbehinderten Menschen ein. 

Im Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) § 4 Barrierefreiheit heißt es:

„Barrierefrei sind bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung, akustische und visuelle Informationsquellen und Kommunikationseinrichtungen sowie andere gestaltete Lebensbereiche, wenn sie für Menschen mit Behinderungen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe auffindbar, zugänglich und nutzbar sind. Hierbei ist die Nutzung behinderungsbedingt notwendiger Hilfsmittel zulässig“. 

Das Ziel dieses Gesetzes ist es, die Benachteiligung von Menschen mit Behinderungen zu beseitigen, zu verhindern sowie ihre gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft zu gewährleisten und ihnen eine selbstbestimmte Lebensführung zu ermöglichen. Dabei wird ihren besonderen Bedürfnissen Rechnung getragen. 

Vielfach fehlt Architekten und Städteplanern das Wissen darüber, welche Bedarfe blinde und sehbehinderte Menschen haben. Daher ist Ihnen nicht bewusst, wie Gebäude geplant und gebaut werden müssen, damit diese nicht die Unabhängigkeit, Mobilität und letztendlich die Lebensqualität von blinden und sehbehinderten Menschen einschränken.

Um zu diesem wichtigen Thema zu sensibilisieren war es die Intention des KSL-MSI-NRW nicht nur einen Vortrag anzubieten. Uns war es wichtig durch Selbsterfahrung sich dem Thema zu nähern um daraus hervorgehend neue Sichtweisen und Erkenntnisse zu erhalten. In einem Raum wurden daher verschiedene alltägliche Bodenbeläge, wie Fliesen, Kunstrasen oder Fußmatten ausgelegt. Diese sollten mit Langstock und Simulationsbrille wahrgenommen werden.

Des Weiteren wurde auch der Raum in die Simulation mit einbezogen. Das weiße Keramikwaschbecken an der weißen Wand wurde halbseitig kontrastreich hervorgehoben. Steckdosen wurden kontrastreich gekennzeichnet. 

Ebenfalls wurden alltägliche Barrieren demonstriert. Personen im Simulationsraum wurden gebeten, auf einem standardisierten Bahnfahrplan eine Bahnhaltestelle zu suchen und die nächste Abfahrt zu nennen. Auch wurden Zahlen in verschiedenen Farben und Schriftarten ausgedruckt und an eine Tafel gehängt.

Der Simulationsraum regte die Interessenten bereits zu Fragen und Diskussionen an, so dass es schon dort zu vielseitigen Gespräche kam, die außerhalb weiter ausgeführt wurden.

Zwei wiederkehrende Themen waren die kleine Schrift auf den ausgehängten Fahrplänen und vor allem die kleinen hochgestellten Buchstaben, die auf Abweichungen hinweisen. Des Weiteren wurde vielfach am Waschbecken über kontrastreiche Gestaltung gesprochen. Hier wurde mehrmals das Thema Wohnen im Alter angesprochen. Diese Themen werden nun vom KSL-MSi-NRW verstärkt in den Fokus genommen.